„Unsere Kasse ist gut gefüllt“

Interview mit Dr. Johannes Schmidt, CEO, Indus Holding AG

Indus Holding: Langfristige Beteiligungs-Entwicklung mit Eigenfinanzierung aus Cashflow. Höhere Zinsen bremsen nicht.
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Indus Holding setzt von Anfang an auf die langfristige Entwicklung von Beteiligungen. Ihre zwei bis drei jährlichen Zukäufe finanziert sie hauptsächlich aus dem eigenen Cashflow. Deshalb können die höheren Zinsen sie beim Erwerb neuer Unternehmen auch nicht bremsen.

Unternehmeredition: Wie schätzen Sie den Markt für Beteiligungen aktuell ein?

Dr. Johannes Schmidt: Das Bild hat sich verändert. Der Markt entwickelt sich nach und nach von einem Verkäufermarkt zu einem Käufermarkt. Das zeigt sich zum Beispiel an der großen Zahl der Projekte, die an uns herangetragen werden und die für uns infrage kommen. Wir sehen überdies realistischere Preiserwartungen auf der Verkäuferseite. Es sind auch deutlich weniger Käufer da und deren Zahlungsbereitschaft ist verhaltener. Das liegt vor allem an den erhöhten Zinsen, die eine Finanzierung der Kaufpreise verteuern. Wir als Indus sind davon nicht direkt betroffen, weil wir einen starken Free Cashflow haben. 2023 war für uns ein sehr cashflowträchtiges Jahr – insofern ist unsere Kasse für Akquisitionen gut gefüllt. Im Übrigen stellen wir fest, dass die Qualität der aktuell verfügbaren Targets sehr hoch ist. Es gibt daher viele spannende Projekte, die zu uns und unseren Zukunftsthemen passen.

Für das abgelaufene Jahr hat Indus die Dividende deutlich erhöht, nämlich um 50%. Kann man das als Zeichen lesen, dass die Neuausrichtung funktioniert hat?

2023 ist für Indus gut gelaufen, und das rechtfertigt die Dividendensteigerung sicherlich. Aber Dividenden haben natürlich immer auch eine Signalwirkung. Mit dieser Dividende geben wir das Zeichen, dass die Neuausrichtung von Indus erfolgreich abgeschlossen ist. Wir haben nicht-profitable Geschäftsbereiche aufgegeben, uns eine neue Segmentstruktur gegeben und uns auf Zukunftsthemen ausgerichtet. Wir sehen jetzt, dass das greift. Jetzt können wir nach vorne schauen. Wir werden wachsen – sowohl organisch als auch durch Zukäufe.

Welche Unternehmen kaufen Sie?

2024 konnten wir bereits erfolgreich zukaufen. Wir haben für unsere Beteiligung Hauff-Technik zunächst die verbliebenen 50% der Firma Gridcom erworben. Gridcom ist im Glasfasernetzausbau unterwegs und passt damit hervorragend in unsere Segment Infrastructure. Zuletzt hatten wir den Zukauf von Colson – eine Ergänzungsakquisition für unsere Unternehmensgruppe Horn. Da geht es um Regelarmaturen für Flüssigkeiten und Gase. Dann haben wir 2024 auch ein junges, innovatives Unternehmen gekauft: Gestalt Automation in Berlin. Gestalt Automation entwickelt KI-Anwendungen in der Industrieautomation. Das passt ausgezeichnet in unser Segment Engineering mit dem Schwerpunkt Automatisierung. Mit einem so jungen Unternehmen – es ist sieben Jahre alt – betreten wir Neuland. Wir haben uns deshalb auch externe Unterstützung durch einen sogenannten Corporate Venture Builder geholt. Der hilft etablierten Unternehmen im Austausch mit jungen Unternehmen und einer Struktur, die in vielem anders funktioniert. Wir sehen auf jeden Fall großes Potenzial in der Firma. Wir könnten uns deshalb grundsätzlich vorstellen, weitere junge Unternehmen zu erwerben, wenn sie gut zu uns passen.

Werden Sie in diesem Jahr weitere Beteiligungen erwerben?

Ja. 2024 sind zwei Zukäufe auf erster Ebene und zusätzliche Ergänzungsakquisitionen eingeplant. Mit unserem Strategie-Update Parkour perform haben wir Zukunftsfelder definiert, in denen wir wachsen wollen. Wir schauen immer, was eine sinnvolle Ergänzung sein könnte, um diese Technologieschwerpunkte innerhalb der Segmente weiter zu stärken. Prinzipiell gibt es einen kontinuierlichen Strom von Targets, die uns vorgestellt werden. Mit unserem Fokus auf Zukunftsthemen haben wir unsere Suchfilter noch schärfer gestellt.

Inwieweit schützt die Diversifizierung Ihres Portfolios in einer konjunkturellen Schwächephase wie der aktuellen?

Gerade in Krisenzeiten zeigt sich die Stärke des Indus-Modells. Und Diversifikation spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle. Indus fokussiert sich auf die mittelständische Industrietechnik, bleibt aber diversifiziert aufgestellt. Auch Internationalisierung spielt für uns eine ganz wichtige Rolle: Wir erwirtschaften etwa die Hälfte unseres Umsatzes in Deutschland, ein Viertel in Europa und das andere Viertel im Rest der Welt. Und wir unterstützen unsere Unternehmen  dabei, noch stärker im Ausland aktiv zu werden – vertrieblich oder auch mit eigenen Standorten. Dabei ist immer das Prinzip „Local for Local“ unser Treiber. Wir sehen aktuell viele Aktivitäten in Nordamerika; dort sind weitere Produktionsstandorte im Aufbau. Und wir haben die eine oder andere zusätzliche Aktivität in Indien. Der indische Markt wird für viele unserer Unternehmen immer interessanter.

Was erwarten Sie für 2024?

Wir erwarten eine leichte Umsatzsteigerung. Beim Ergebnis rechnen wir mit einer stabilen Entwicklung. Für Zukäufe haben wir dieses Jahr ein Budget von 70 Mio. EUR: Wir haben eine gut gefüllte M&A-Pipeline und wir werden unsere Investitionen umsetzen. Alles in allem sind wir trotz des schwierigen Umfelds also vorsichtig optimistisch.

Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!


ZUR PERSON

"Indus Holding: Langfristige Beteiligungs-Entwicklung mit Eigenfinanzierung aus Cashflow. Höhere Zinsen bremsen nicht."Dr. Johannes Schmidt,

CEO,

Indus Holding AG

indus@indus.de

 

 

 

Dieses Interview ist in der aktuellen Ausgabe des Spezials “Investoren im Mittelstand” erschienen.

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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