Auf der Suche nach neuen Wegen

Viele deutsche Mittelständler und Familienunternehmen scheuen immer noch den Gang an den Kapitalmarkt. Das überrascht nicht, denn sie müssen dabei so manche Hürde nehmen. Nun soll das neue Börsensegment “Scale” für Aktien und Anleihen Abhilfe schaffen. Die Frage ist aber, ob das gelingen kann.

Erfolgreich mit Anleihen

Bier von Karlsberg: Künftig wird es dieses nicht mehr bei Discountern geben.
Bier von Karlsberg: Künftig wird es dieses nicht mehr bei Discountern geben.

Christian Weber muss sich darüber keine Gedanken machen. Sein Unternehmen, die Karlsberg GmbH, die im saarländischen Homburg beheimatet ist, hatte bereits 2012 eine Anleihe begeben. Und damit gute Erfahrungen gemacht. 30 Mio. Euro hatte Karlsberg über den Corporate Bond eingesammelt, um Wachstumsprojekte zu finanzieren. Anleger sollten in den Genuss eines Zinskupons von satten 7,375 Prozent kommen. „Wir haben nicht nur unsere Zahlungen aus dem Kupon immer bedient, sondern die Anleihe auch vorzeitig 2016 zurückbezahlt“, sagt Christian Weber, Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei KG Weber.

Im selben Jahr hat Karlsberg im Frankfurter Entry Standard einen zweiten Bond mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem Kupon von 5,25 Prozent platziert, der dem Unternehmen 40 Mio. Euro an Fremdkapital in die Kasse spülte. Seit dem 1. März 2017 notiert das Papier nun in Scale. Mit den strengen Zulassungskriterien zum neuen Qualitätssegment hatte Weber überhaupt keine Schwierigkeiten. Seine Traditionsbrauerei ist seit Jahrzehnten am Markt, schrieb 2016 einen Umsatz von rund 160 Mio. Euro und beschäftigt 310 Mitarbeiter.

Weber sieht allerdings ein anderes Problem. Seit den Ausfällen und Insolvenzen in den seit 2010 an allen deutschen Börsenplätzen geradezu euphorisch aufgebauten Segmenten für Mittelstandsanleihen werden entsprechende Bonds von Anlegern abgestraft. „Das ist sehr schade“, sagt der Firmenlenker. Schließlich seien Anleihen nicht nur ein Instrument, mit dem Unternehmen gerade in Zeiten niedriger Zinsen sehr gut Wachstumskapital einsammeln könnten. „Wenn man an den Kapitalmarkt geht, muss man sich auch Gedanken darüber machen, was Anleger eigentlich dazu veranlassen soll, in ein Unternehmen zu investieren“, erklärt der Karlsberg-Chef. Damit sei es notwendig, das eigene Standing in der Öffentlichkeit und gegebenenfalls die Strategie des Unternehmens zu hinterfragen. „Genau das bringt Unternehmer aber weiter“, sagt Weber.

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